Eine kurze Geschichte des Tuppenhofs
Der Tuppenhof ist in seiner Art einmalig, weil alle Gebäudeteile des aus einem ursprünglichen Dreiseithof im 19. Jahrhundert zu einer Vierkanthofanlage erwachsenen Ensembles hier ihren Ursprung haben und nicht von irgendwoher herangekarrt wurden. Welcher Bauernhof verfügt außerdem heute noch über einen nach barockem Vorbild angelegten Bauerngarten, geschweige denn über eine alte Eibenallee? Anders als in den Freilichtmuseen in Kommern oder Grefrath stammt hier alles aus dem Bereich des Tuppenhofes, egal ob Dokumente, Keramikfunde, Gebäude, Inventar und Bauerngerätschaften, alle heutigen Bestandteile des Tuppenhofes haben in der Mehrzahl ihren Ursprung an Ort und Stelle. Von besonderer Bedeutung sind die unzähligen Keramikreste, die vor allem als Stickungsmaterial in Fundamenten aufgefunden wurden. Sie belegen eine kontinuierliche Besiedlung des Siedlungsplatzes Tuppenhof seit der Mitte des 12. Jahrhunderts. Römische Scherbenfunde verweisen zudem auf die vermutliche Existenz einer villa rustica im 2. bis 4. Jahrhundert in unmittelbarer Nachbarschaft, auf ehemaligen Äckern des Tuppenhofes südlich der Hofanlage. Repliken zweier Rekonstruktionen von Gebrauchs- und Zierkeramik aus dem 19. Jahrhundert, des so genannten „Verlobungstellers“ und eines „Kümpchens“, werden im Museumsladen neben einschlägiger Literatur zur bäuerlichen Geschichte, aber auch zur örtlichen Geschichte (Schriftenreihe des Arbeitskreises Heimatkunde der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Büttgen) zum Kauf angeboten.

Seit Mai 1999 ist hier das „Museum für bäuerliche Geschichte und Kultur“ eingerichtet, das auf kleinem Raum eine Zeit anschaulich macht, da Bauernhöfe, Stall, Scheune, Mistgabeln und Federvieh noch zum Ortsbild und nicht durch Eigentumswohnungen mit car ports zum Verschwinden gebracht wurden. Tatsächlich war der Hof bis in die 1980er Jahre, bis zum Tod des letzten Bauern, ein landwirtschaftlich genutzter Betrieb. Danach stand er einige Zeit leer, bis dank des Einsatzes des Künstlers und Heimatforschers H.W. Gerresheim der Hof unter Denkmalschutz gestellt wurde. Anlass für die Gründung eines Museums zur bäuerlichen Kultur war dann schließlich ein Urkundenfund in der dortigen Scheune, die eine Rekonstruktion der Geschichte des Hofes und ihrer Bewohner seit dem Ende des 18. Jahrhunderts möglich gemacht haben. 1996 begannen die Instandsetzungsmaßnahmen, man entwickelte ein Museumskonzept, das neben den Gebäuden und dem noch vorhandenen Inventar auch den rückseitigen Gartenbereich umfasst. Viel Liebe zum Detail war hier am Werk; denn im Jahr 2000 verlieh die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und der Bundesverband des deutschen Handwerks dem restaurierten Hof einen Preis  für seine handwerkliche Restaurierungsarbeiten.

Was macht den Tuppenhof zu einer Rarität?
Der Tuppenhof zeigt sich in seiner bis heute erhaltenen Bauform als typischer rheinischen Vierkanthof. Der Definition nach ist das ein Gebäude, das einen kleinen Hof auf vier Seiten eng umschließt und sämtliche der vielfältigen Nutzungsbereiche – Wohnung, Scheunen und Stallungen eines bäuerlichen Gutes – unter einem, eben vierkantigen Dach vereint: eine kleine geschlossene Welt. Vermutlich ist der Tuppenhof sogar der letzte erhaltenen Vierkanthof im gesamten Rhein-Kreis Neuss in seiner ursprünglichen Form. Über 300 Jahre ist er immerhin alt, wobei am Anfang der Entwicklung ein sogenanntes Wohnstallhaus vom Typ des Niederrheinischen Hallenhauses stand. Am Türsturz kann man das Jahr der Entstehung ablesen: 1709. Ein Vierkanthof wurde der Tuppenhof

erst im Laufe der Jahre. Ende des 19. Jahrhunderts hatte man mit dem Wagenschuppen und der Remise den Hof endgültig zu einem geschlossenen Geviert gemacht. Der Eindruck dieses Gehöfts mit seinem quadratischen Innenhof, seinen im Vergleich zu späteren Anlagen fast ein wenig spielzeughaft wirkenden Dimensionen, dem tief heruntergezogenen Dach und dem Fachwerk mit seinem Lehmflechtwerk, dem Inventar, den Möbeln und Gerätschaften, all das dürfte auf Stadtmenschen ohne große Kenntnisse der bäuerlichen Kulturgeschichte doch manche Überraschung bieten.

 

 


Hier ist der Tuppenhof zu finden: