Die Großplastik des Kaarster Künstlers Wilhelm Schiefer
An beiden Ufern stehen fünf 14 Meter hohe Holztürme, die mit Stegen und Leitern verbunden sind. Diese baumhohen Gebilde fügen sich durch Proportion und Material eindrucksvoll in den Naturraum des Standorts ein. Die Türme und Leitern verjüngen sich nach oben. Jeder Holzbalken wird nach oben schlanker, die Treppensprossen werden nach oben kleiner: Optische Tricks, die der Künstler anwandte, um den Eindruck von noch mehr Höhe zu erzielen. Das architektonische Ensemble ist auf wenige Stilelemente reduziert und assoziiert beim Betrachter Urformen der Behausung. Die perspektivischen Verkürzungen, die unterschiedlichen Blickwinkel tragen dazu bei, dass sich uns die „Brücken“ immer wieder von einer neuen Seite präsentieren. Im Frühjahr 2010 erhielten die Brücken eine künstlerische Illumination, die das Kunstwerk bei Dunkelheit sichtbar macht und gleichsam vollendet. Im übertragenen Sinne können die „Brücken“ als Kommunikationsmodell gelesen werden. Es handelt von der Überschreitung von Grenzen sowie der Zusammenführung und Verknüpfung unterschiedlicher Orte oder Standpunkte. Diese mit dem Kunstwerk verknüpfte Symbolik ist eine Lesart neben anderen Sichtweisen, die in der vielschichtigen Konzeption und Ausführung der „Brücken“ ihren Ausdruck finden. Hintergrund: Die „Brücken“ wurden ursprünglich von der Stadt Kaarst als Euroga-Projekt verabschiedet, aber 2004 aus finanziellen Gründen aufgegeben. Daraufhin hat sich unser Förderverein Kunst am Bodendenkmal Nordkanal konstituiert, der die Realisierung der Großplastik übernimmt.
Der Standort der „Brücken“ liegt mitten im größten Naherholungsgebiet der Stadt Kaarst. Der Kaarster See mit seinen Sportstätten, der Vorster Wald mit Spazier- und Radwegen und das Bodendenkmal Nordkanal machen das Gebiet zu einem Natur- und Kulturraum mit mächtigem Entwicklungspotenzial. Zeitgenössische Kunst geht quasi eine Symbiose mit der Natur und dem historischen Bodendenkmal Nordkanal ein: Kunst und Natur in Einklang, Modernes und Historisches in engem Verbund. Durch das „Brücken“-Kunstwerk wird die Bedeutung des Bodendenkmals Nordkanal akzentuiert, wodurch der historische Kanal stärker in den Fokus denkmalpflegerischer Überlegungen rückt. Schließlich wird mit der Realisierung der Brücken über den Nordkanal der Leitgedanke des Euroga-Projektes wieder aufgegriffen und zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht, denn die „Brücken“ sind eine wichtige Station auf der regionalen Radwanderroute und dem Kulturlandschaftspfad entlang des Nordkanals. Darüber hinaus sind die „Brücken“ wichtig für die Stadtentwicklung von Kaarst und die kulturelle Vielfalt sowie für den Tourismus der Region.
Mai 2018: Ein Kunstwerk feierte Geburtstag – 10 Jahre Brücken über den Nordkanal. Auf den Tag genau 10 Jahre nach Einweihung hatte der Kunstverein Nordkanal für den 18.Mai 2018 zur Geburtstagsfeier eingeladen. Es stand aber nicht nur das imposante Kunstwerk des Kaarster Künstlers Wilhelm Schiefer im Mittelpunkt des Interesses, sondern es durfte auch der „Kunstverein Nordkanal e.V.“ um den emsigen Vorsitzenden Markus Albiez mit Stolz auf die 10-jährige Vereinsarbeit zurückblicken. Zwar konnten nicht alle künstlerischen Ideen in der Vergangenheit realisiert werden (eine geplante Skulptur von Tony Cragg am Nordkanal in Holzbüttgen war letztlich nicht finanzierbar), doch was geschaffen wurde und was in Planung ist, war immer kreativ und schaffte eine gelungene Symbiose von Kunst und Natur. Am Rande des früheren Sportplatzes im Vorster Wald wartet mit dem ehemaligen Trafohaus das nächste Kunstprojekt auf die Realisierung. Mit dem Trafohaus wird ein Ausstellungsraum im Vorster Wald entstehen, in dem in Zukunft zeitgenössische Skulpturen gezeigt werden. Das Objekt wird zwar nicht begehbar sein, über Gucklöcher an allen vier Seiten soll die Kunst im Inneren aber erlebbar sein.
Die Erläuterungen zum Brückenkunstwerk von Helmut Engels kann hier als PDF geladen werden. Helmut Engels, StD. a.D., hat in Krefeld Philosophie, Deutsch und Musik unterrichtet, war Fachleiter für Philosophie. Ist noch in der Lehrerfortbildung Philosophie tätig und philosophiert mit Kindern.
Der Künstler: Wilhelm Schiefer studierte 1958-63 Bildhauerei an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Professor Székessy, sowie Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik an den Universitäten Freiburg und Bonn. In seinen Bildern und Plastiken versucht er seit den achtziger Jahren das Erleben von Zeit und Raum ins Bild zu bringen: Die Raffung und Streckung von Zeit-Räumen, ihre Stauchung und Dehnung, ihre Verkürzung und Verzerrung im perspektivischen Sehen. Beispiele dieser Objekte waren u.a. im Malkasten Düsseldorf und zuletzt in den Jahren 1998, 1999 und 2000 auf der „Großen Kunstausstellung Düsseldorf“ ausgestellt.
Gemeinsam mit dem Förderverein Kunstverein Nordkanal e.V. hat Wilhelm Schiefer das Konzept seines Kunstwerks „Brücken über den Nordkanal“ erarbeite.
Text und weitere Infos: kunstverein-nordkanal.de; Die Rede von Helmut Engels zum Brückenjubiläum; Fotoimpressionen zum Brückenjubiläum; Zur Künstlerhomepage: www.wilhelmschiefer.de
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